Advent 2025: 22. Dezember: Mit Vorsatz wurde uns unser Eigensinn aberzogen! Warum? Darum!
In meinem vorigen Adventskalenderbeitrag „Seien Sie eigensinnig und unangepasst!“ der ursprünglich in einem früheren Blog und auch in meinem damaligen Buch „Generalprobe Leben? Nein, wir leben bereits die Premiere“ erschienen war, sprach ich noch davon, dass man bloß den Verdacht haben könnte, dass uns der Eigensinn vorsätzlich ausgetrieben werden sollte.
Jedoch bin ich jetzt, durch die letzten Jahre zu der Erkenntnis gelangt, dass wir wirklich mit voller Absicht den Eigensinn abgewöhnt bekommen haben. Eigensinn wird als etwas Negatives angesehen und eigensinnige Menschen sind von Wirtschaft, Religion, Industrie und Politik nicht gewünscht. Eigensinnige kann man nicht manipulieren und „klein halten“. Mit angepassten Leuten kann man alles machen und muss es nicht einmal erklären oder gar dem Volk, dessen Vertreter unsere Politiker ja eigentlich sind, zuhören.
Doch unsere Eltern, Großeltern und auch Urgroßeltern konnten oder kannten oft gar nichts anderes. Ihnen ist der Eigensinn als „Halsstarrigkeit“ geradezu vorsätzlich oft schon im Säuglingsalter und auch besonders in der Schule ausgetrieben worden, damit aus ihnen angepasste, also passende Bürger werden, die sich nicht gegen Ausbeutung, Bevormundung usw. wehren, weil sie es gar nicht mehr merken.
Vor einiger Zeit sah ich auf der Fußgängerzone in Garmisch-Partenkirchen einen Mann mit großen Schritten voran eilen und einen kleinen etwa vier bis fünf Jahre alten Jungen hinter sich am Arm hinterher zerrend. Dieser weinte schon und als er brüllte, blieb der Vater kürzest stehen und riss ihn kurz am Arm mit wütendem Blick hoch, und hetzte weiter mit dem Bündel „Sohn“.
Ich sah diese Szene aus einer Entfernung, aus der ich mich leider nicht einmischen konnte. Bedauerlicherweise un Erschreckenderweise hat sich niemand, von den zahlreichen Menschen, die direkt um den Vater herum waren, darum gekümmert oder hat beruhigend auf diesen eingewirkt. Waren wohl alle erzogen gemäß dem blöden Spruch „ Ein Klaps /Ohrfeige hat noch niemandem etwas geschadet.“ Ach ja, wissen wir es nicht besser? Vielleicht kann man sich mal hineinversetzen oder sich an die eigene Vergangenheit als Kleinstkind erinnern: eine kleine Persönlichkeit, vollkommen ausgeliefert und machtlos von einer größeren, stärkeren Person, von der es total abhängig ist, wird erniedrigt und darf sich dagegen nicht mal wehren.
Nein, soll im Gegenteil auch noch dankbar dafür sein, dass aus ihm jetzt etwas wird, denn nur wenn sie lernen, dass nicht alles nach ihnen geht, wird etwas aus ihnen? Ja ein Vater, der sein Kind auch wieder „misshandelt“. Denn diesem „brutalen Vater“ könnte zu Gute gehalten werden, dass er es von seinen Eltern her nicht anders kannte und unbewusst das Denken hat „warum soll es meinem Sohn besser gehen als mir?“
Jedoch ist es oft gar nicht die Gewalt sondern auch die Manipulation, die Eltern zum gewünschten Erfolg bringen, ein Kind nach dem eigenen Geschmack zu kreieren. Kennen Sie das ? I.S.v: „Mein Vater brauchte nur die Stimmlage zu ändern oder ein Blick von ihm genügte und ich wusste, jetzt ist es besser ruhig zu sein bzw. das zu tun, was er will.“ Uns ist also, wie noch viel mehr unseren Eltern und Großeltern der Eigensinn als Halsstarrigkeit geradezu vorsätzlich oft schon im Säuglingsalter und auch besonders in der Schule ausgetrieben worden.
Ein anderes Beispiel, das lange Zeit durch alle Medien ging, ist die „sexuelle Belästigung“, wenn also eine weibliche Schauspielerin, Angestellte von Kollegen oder den Führungskräften während ihrer Arbeitszeit distanzlos, belästigend und schlimmer behandelt wird. Warum wehrt sich diese nicht sofort laut, deutlich und unmissverständlich? Warum gebieten manche nicht sofort lautstark Einhalt dagegen und lassen alles zu? Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes oder Rolle? Ist dieser oder diese wichtiger als die Geschädigte selbst? Aber ist es denn kein Verlust, wenn Sie alles willfährig mit sich machen lassen und sich nicht wehren?
Bitte bedenken Sie unbedingt in diesem Zusammenhang, wer sich in diesem Moment nicht empört und diesem Täter die Grenzen aufzeigt und ihn anzeigt, macht sich indirekt mitschuldig an den Übergriffen, die dieser danach bei anderen Frauen verübt.
Außerdem überlegen Sie doch mal, warum gerade Sie so einen Menschen in Ihr Leben gezogen haben. Kann es der Verlust Ihrer Selbstwertschätzung sein? Ihr eigenes Überhören Ihrer Gefühle, Ihre Ohnmacht, Wut, Trauer? Die endlich gehört werden wollen und deshalb Ihnen, in bestimmten Situationen, vorgeführt werden? Das aber nur nebenbei.
Wie weit wollen wir gehen, um den anderen unbedingt zu gefallen? Und warum wollen wir vorbehaltlos gefallen? Ist es unserer ureigener innerster Herzenswunsch immerwährend gefallen zu wollen? Nein, ich glaube nicht! Ich gehe fest davon aus, dass wir fast alle noch Kinder in Erwachsenengestalt sind, die endlich die vollkommene Anerkennung von den anderen erhalten möchten, da wir eben keine bedingungslose Liebe zu uns selbst leben, also keinen Sinn für unser Eigenes Sein haben. Das ist uns oft erfolgreich aberzogen worden.
Die Bücher von Alice Miller , haben mich sehr zum Nachdenken gebracht und ließen mich für meine Person mir folgende Frage stellen: „Wäre ich von meinem Eltern immer noch vorbehaltlos geliebt worden, wenn ich oft ungezogen, laut, andere Erwachsene beim Besuch störend, zornig, schlecht in der Schule, eifersüchtig, faul,dreckig, launisch, gierig, fordernd, nichts abgebend wollend vor ihnen gestanden hätte?“ Ich für mich, kann heute klar und deutlich sagen: „JEIN mit einer Tendenz zum Ja. Würden Sie sich dann nicht fragen, frei nach dem Buch „das Drama des begabten Kindes“ von Alice Miller (S. 33):
„Inwieweit hätten meine Eltern mich dann noch geliebt? Zumal jedes Kind das doch auch ist. Könnte das auch heißen, dass eigentlich nicht ich, das Kind als solches, bedingungslos geliebt wurde, sondern eher das, was ich spielte zu sein? Das achtenswerte, verlässliche, mitfühlende, Verständnis aufbringende, ein unkompliziertes Kind eben, das aber im Grunde gar kein Kind mehr ist? Was ist dann mit meiner mir zustehenden Kindheit geschehen? Bin ich dann nicht um meine Kindheit betrogen worden? Als Erwachsener später kann ich jetzt nicht mehr zurück. Ich kann meine Kindheit nie mehr nachholen. Von Beginn an war ich ein kleiner Erwachsener. Meine Fähigkeiten und Talente wurden sie einfach entwertet?“
Bitte lieben Sie Ihr Kind auch dann, wenn es laut, zornig, schlecht in der Schule, in den Tag hineinlebend, sich mit den Geschwistern streitend, Ihnen furchtbar auf den Geist geht, eifersüchtig, faul, launisch, gierig, fordernd , nichts abgebend wollend vor Ihnen steht und zeigen Sie Ihm, das es etwas ganz Besonderes ist und niemandem anderen gefallen muss! Das es einzigartig ist. Entdecken Sie mit Ihrem Sprössling zusammen, seinen Eigensinn und unterstützen Sie Ihr Kind darin, dass es eigensinnig sein darf, solange andere nicht dadurch geschädigt werden. Denn in der Kindheit, die Sie Ihrem Kind gönnen, liegen die Wurzeln für das ganze Leben Ihres Kindes und unserem zukünftigen Weltfrieden.
Denn es muss dann einerseits seine Gefühle nicht unterdrücken und später nicht erst mühsam lernen, diese zu sehen und bekommt diese dann auch von seiner Umwelt oder Ihren Enkeln nicht mehr gespiegelt. Außerdem seien Sie ihm dankbar, denn Ihr Kind zeigt Ihnen auch Ihre unterbewussten Anteile, mit denen Sie im Clinch liegen. Ihr Kind kann dann zu einem glücklichen Erwachsenen werden, der mit Achtsamkeit, Liebe und Selbstwertschätzung lebt, also ein Alsleben führt ;-)) Dies wird es an seine Kinder weitergeben und der Teufelskreis ist gebrochen. Frieden zwischen den Menschen, Freude,Liebe bei allen Erdenbürgern und Achtsamkeit für sich und andere und für unseren Lebensraum sind dann keine Illusion mehr, sondern lebendige Realität. Ihr Beitrag dazu, könnte es also sein, sich sowohl um Ihr eigenes „inneres Kind“, um Ihre eigenen realen Kinder zu kümmern oder wenn, wie bei mir keine eigenen Nachkommen vorhanden sind, sich für Kinder im Allgemeinen einzusetzen. Und wenn es nur ein Lächeln ist oder aufmunternde Worte sind, wenn Ihnen ein traurig, ernst blickendes Kind begegnet. Oder Lachen und gezeigte Freude, wenn ein fröhliches Kind sich am Leben oder dem Schnee oder an der Weihnachtsbeleuchtung erfreut.
Ihre Brigitte H. Alsleben