Advent 2025: 10. Dezember: Es ist wichtig sein Leben bewusst zu leben! Warum? Darum!
Habe ich die letzten Monate bewusst mein Leben gelebt? Ich muss zugeben, nein. Ich habe mich geradezu von meinem Leben abgelenkt. Bis zur Bewusstwerdung, dass Trauer, Wut und Ängste in meinem Alltag existieren und ihren Zweck haben, stand ich absolut neben mir. Das ist zwar schon die dritte Vorweihnachtszeit, die ich ohne meine Mutter erlebe. Sie ist Ende Januar 2023 verstorben und ich dachte, ich hätte meine Trauer nun im Dezember2025 einigermaßen verarbeitet. Doch auch der Tod meiner Hundedame im letzten Jahr schmerzt noch.
Leider heilt Zeit allein keine Wunden! Denn sonst würden alle unbewussten Wunden, die wir aus Kindheit, Jugend und Vergangenheit haben, sich nicht immer wieder auf unser Leben auswirken. Man muss sich dieser Verletzungen erst bewusst werden! (Schauen Sie sich das Beitragsbild an, haben Sie Spiegelung entdeckt. Genau wie der Berg Alpspitze kaum zu entdecken ist, sind auch unsere unbewussten Wunden nur schwer zu erkunden.)
Dieses Jahr ist es nicht besser, jedoch anders als am Anfang. Die Tränen sind weniger geworden, seitdem ich es zulasse und mir dabei sage, ich darf traurig sein. Und frei nach Pastor Dietrich Bonhoeffer (einen Monat vor Kriegsende am 5. April 1945 hingerichtet) statt immer nur den Stachel der Trauer zu fühlen, mich jetzt an der Blüte der wunderbaren Erinnerungen an meine Mutter und meiner Kleinspitzdame Ivy erfreue. Nun ist es also weniger die Trauer als viel mehr die Angst und auch Wut, die immer mal wieder hochkommen!
Viele Ängste, von denen ich dachte, sie sind verarbeitet, brechen wieder auf. Meine Wenn-Ängste zeigen sich wieder. So schnell kann ich gar nicht versuchen anders zu denken, denn ich bin ja ein Mensch mit Gefühlen und die entstehen durch meine eigenen Gedanken. Doch hier sind die unbewussten Gedanken zugange.
Dadurch dass ich diese unbewussten Ängste wohl zu lange ignoriert habe, zeigt mir mein Körper wiedermal seit einiger Zeit, dass etwas falsch läuft. Ich bin entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit. In der Gegenwart bin ich fast nur noch, wenn ich in der Natur umherstreife. Mein Selbstvertrauen hatte sich verflüchtigt. Ich hatte eine langandauernde Schreibblockade. Aber wenn ich es so überlege, dann hat meine eigene Denke in den letzten Monaten alles dafür getan, dass ich meine Angst, von der ich dachte, ich hätte sie verarbeitet, überhaupt erst nicht erkannt habe, nicht gefühlt habe und somit nicht ausgelebt habe. Nein sogar, dass ich mich von meiner Angst abgelenkt habe.
Immer wieder hatte ich Schwierigkeiten beim Einschlafen, wurde nachts mehrmals wach, wurde immer gereizter und ungeduldiger und brach bei jeder Kleinigkeit in Tränen aus. Wie ich erkannt habe, waren und sind das alles Zeichen meiner Seele, dass noch immer etwas gewaltig falsch läuft. Nun bin ich alarmiert, diese Zeichen zu erkennen, zu entschlüsseln und mir bewusst zu machen.
Die Angst, die mir mein Körper zeigte, habe ich zwar versucht, mit Meditation, Homöopathie und Entspannungsübungen zu heilen. Das gelang auch zeitweise, aber sie kam stets wieder als Beklemmung, Soziophobie, Gedankenkarussell und Grübelei hoch. Angst, Wut, Trauer haben ihre Daseinsberechtigung. Da mein Körper mein Freund ist, zeigt er mir auch, dass ich irgendwie meine momentane Situation satt habe, geradezu wütend darüber bin und etwas ändern muss. Doch meine ureigene Denke blockiert diese Wut, Trauer und Angst, denn mein Verstand redet mir ein, dass ich ja überhaupt keinen Grund dazu habe, wütend sein zu dürfen.
Wie ich schon gestern schrieb, versuchen Sie mal, eine Orange einen Tag lang unter Menschen in der Hand mitzuführen, ohne dass diese die Frucht bemerken. Das kostet sehr viel Kraft. Den Anderen die Orange in Form von Wut, Angst und Trauer zu zeigen wäre also sehr viel erholsamer und weniger energieraubend.
Wut, Angst und Trauer habe ich nie gelernt, zu zeigen. Dazu habe ich mir als Kind schon eine Maske in Form von „guter Mine zum bösen Spiel zu machen“ erschaffen. Zum Glück spiele ich jetzt nach fast 15 Jahren des Selbstcoachings mit Aufbau meiner bedingungslosen Selbstliebe diese Rolle nur noch äußerst selten.
Ich war traurig und/oder wütend als Neugeborenes/Kleinkind/Kind,
- dass ich als Neugeborenes erst 10 Tage nach meiner Geburt zu meinen Eltern durfte,
- dass ich als Kleinstkind allein bei meiner Großmutter übers Wochenende bleiben musste,
- dass mein Lieblingspatenonkel gestorben ist und niemand mir etwas von der Beerdigung gesagt hat,
- dass meine Brüder aus den ersten Ehen meines Vaters nie kamen, wenn sie es ankündigten,
- über die vielen Umzüge während meiner Kindheit und Jugend, die mich zwangen immer wieder neue Bekanntenkreise aufzubauen,
und als Erwachsene,
- über den Tod meines Vaters 2002, meiner Cousine 2016 ,meiner Mutter 2023 und schließlich der Verlust meines Hundes im letzten Jahr.
- über den Verlust 2007 meines gesamten Hab und Guts und dann auch noch aus Eigensinnigkeit
- die zahlreichen Trennungen oder das plötzliche Verschwinden aus meinem Leben von Freundinnen und Partnern ohne Erklärung derselben
- und die vielen Umbrüche in Form von Knochenbrüchen, Burnout und und und.
Und alles habe ich ertragen, aber vollständig mir bewusst gemacht? Nein!
Und das ist wohl der springende Punkt! Ich bin gar nicht darauf gekommen, dass man sich so etwas bewusstmachen muss, denn sonst bleibt es im eigenen Leben als blockierende Energie im Unbewussten vorhanden. Beim Schreiben dieses Artikels ist mir vieles erst bewusst geworden, denn ich habe es mir von der Seele geschrieben, dass ist eine Technik, die ich anderen schon oft empfohlen habe.
Man macht sich dadurch das Unbewusste bewusst und ist fähig ein bewusstes Leben zu führen
Und zum Abschluss noch ein paar Zeilen von Pastor Dietrich Bonhoeffer, die mir immer wieder helfen:
„Es gibt nichts, was die Abwesenheit eines geliebten Menschen ersetzen kann. Je schöner und voller die Erinnerung, desto härter die Trennung. Aber die Dankbarkeit schenkt in der Trauer eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne wie ein kostbares Geschenk in sich.“
Bis Morgen hier im Adventskalender 2025! Ich freue mich auf Sie! Schön, dass es Sie gibt!
Ihre
Brigitte H. Alsleben